Schon früh in der Geschichte des Blues und Jazz lieferten Frauen, vor allem als Sängerinnen und Pianistinnen, einen wichtigen Beitrag zu der Entwicklung dieser afro-amerikanischen Musikstile, die die prägenden Wurzeln für die Pop-Musik des 20. Jahrhunderts bildeten. Lil Hardin (1988-1971) war eine hochbegabte, klassisch ausgebildete Pianistin, die mitten in die turbulente Musiker-Szene des frühen Jazz-Zentrums Chicago der 20er Jahre geriet. Dort spielte sie mit den besten Gruppen, wie King Olivers Creole Jazz Band, wo sie einen jungen, noch ungeschliffenen Rohdiamanten kennenlernte, einen Trompeter namens Louis Armstrong aus New Orleans. Mit ihrer Erfahrung, ihrem Sinn für Geschmack und Stil motivierte sie ihren baldigen Ehemann Armstrong aus dem Schatten seines Mentors King Oliver herauszutreten und als Solist Karriere zu machen. Der Rest ist Geschichte. Armstrongs Aufnahmen mit seinen Hot 5 und Hot 7 der zwanziger Jahre, mit Hardin als Pianistin und einem Repertoire, zu dem sie auch weltberühmt gewordene Kompositionen beisteuerte, gehören zu den Meilensteinen der Jazzgeschichte. Auch nach der Ehescheidung blieb sie eine überaus aktive Musikerin. Die herausragende Musikerin der Swing und Bebop Zeit wurde Mary Lou Williams. Ab den 40er Jahren wurde die stilistische Bandbreite dieser vielen wunderbaren und hier versammelten Musikerinnen immer breiter. Boogie-Königin Hadda Brooks, Dorothy Donegan, Beryl Booker, Hazel Scott und Nina Simone verbinden alle Soul mit Klasse, moderner orientierten sich Barbara Carroll, Lorraine Geller, Bertha Hope und Toshiko Akiyoshi aus Japan und die deutsche Jutta Hipp. Allesamt ausgezeichnete Individualistinnen, deren Musik unbedingt wieder mehr Gehör verdient.