Das Langspielalbum als neues Standard Format für Jazz Produktionen hatte sich kaum durchgesetzt, und schon nutzen viele Künstler und Plattenfirmen die neuen Möglichkeiten der enorm verlängerten Spieldauer für Konzeptalben, wie Miles Davis und Gil Evans mit 'Miles Ahead', dem Auftakt für mehrere gemeinsame Orchester-Großprojekte, die Miles endgültig als Jazz Star etablierten. Art Blakey versammelte eine Gruppe von großartigen Perkussionisten für seine 'Orgy in Rhythm' und Charles Mingus vertonte seine Eindrücke von Mexiko als 'Tijuana Moods'. Zu den aktivsten Musikern zählte 1957 der Tenor Saxophonist Sonny Rollins, der sowohl als Sideman mit Max Roach im 3/4 Takt swingte als auch mehrere großartige Soloalben wie 'The Sound of Sonny' vorlegte und nicht zuletzt mit Thelonious Monk auf 'Brilliant Corners' glänzte. Pianist John Lewis, der musikalische Kopf des Modern Jazz Quartet, lotete die kammermusikalischen Möglichkeiten des Modern Jazz immer weiter aus. Die All Star Meetings und Blowing Sessions erlebten eine erste Blüte: Monk traf auf Gerry Mulligan, dieser wiederum auf Stan Getz. John Coltrane trat mit 'Blue Train' ins Rampenlicht und lieferte sich mit Johnny Griffin und Hank Mobley heiße Saxophon-Duette. An der West Coast zeigten Chet Baker und Art Pepper mit ihren Alben, dass dort nicht alles zu cool auf den Plattenteller kam; wie auch, wenn ihre Rhythm Sections derart losstürmten. Hinterher ist man immer schlauer, aber das Jazz Jahr 1957 zeigte ganz deutlich, wer zu den wichtigsten Jazz Größen dieser Zeit werden sollte.