Seit Joshua in der legendären Schlacht um Jericho mit dem Einsatz von Trompeten die Stadtmauern zum Einsturz brachte, gilt das Instrument als etwas Besonderes unter den Hörnern. Und der sich in New Orleans, Louisiana um 1900 entwickelnde afro-amerikanische Jazz hatte vor allem Trompeter als seine ersten Identifikationsfiguren und Gründungsväter. Von Buddy Bolden gibt es leider keine Aufnahmen, aber King Oliver und vor allem sein Schüler Louis Armstrong sind heute noch weltweit ein Begriff ? und Letzterer auch populär. Von 'Satchmo' Armstrong über Dizzy Gillespie bis Miles Davis wurden die Trompeter Aushängeschilder einer Musik, die sich in rasanter Geschwindigkeit analog zur industriellen und technologischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts entwickelte und die Welt eroberte. Wer meint, mit dem erwähnten Dreigestirn wäre es getan, unterschätzt die musikalische 'Armee', die den Reichtum des Jazz an Musikerpersönlichkeiten und gerade auch seiner Trompeter ausmacht. Dem wird hier abgeholfen mit 23 der besten Solisten ? und locker könnte man nochmal so viele zusammen bekommen. Doc Cheatham (1905-1997), einer der wichtigen Exponenten zwischen Armstrong und Roy Eldridge, spielte Jahrzehnte lang die erste Trompete in unzähligen Orchestern bis er in einem Alter, wo Satchmo sich aufs Singen beschränken musste, noch eine Weltkarriere als Solist begann. Die vielen Big Band Solisten von Ellington und Basie sind hier mit Shorty Baker, Clark Terry, Harry Edison und Joe Newman bestens repräsentiert. Miles Davis konnte vielen Kollegen technisch nicht viel entgegen setzen, schon gar nicht Dizzy und dem so wichtigen wie mittlerweile leider völlig vergessenen Howard McGhee, aber sein Charisma und seine Kreativität machten ihn zusammen mit Armstrong zu den ewigen größten Stars der Zunft. Ausgerechnet der Enkel von Doc Cheatham, Theo Croker, Trompeter (Jahrgang 1985), was auch sonst, zeigt seit einigen Jahren eindrucksvoll, dass er zum wichtigsten Musiker seiner Generation und einem der Giants heranwächst.