Die Offerte, in deren letzter Konsequenz nun mit "If I Had A Hi-Fi" das sechste Studioalbum der New Yorker Indie-Band Nada Surf vorliegt, kam Sänger Matthew Caws ganz spontan über die Lippen. 2009 griff er im Zuge der Tour-Vorbereitungen wie gewohnt zum Telefonhörer, um den langjährigen Live-Keyboarder Louie Lino einzuladen - schließlich galt es, das fünfte Studioalbum "Lucky" auf den europäischen Bühnen zu präsentieren. Zur Überraschung des Sängers lehnte der Musiker jedoch dankend ab. Linos frisch gegründetes Tonstudio in Austin/Texas florierte nicht wie erwartet, eine Reise erlaubte das Business nicht. Aus dem Hilfsangebot, ein Cover-Album im Studio des Freundes aufzunehmen, entstand schnell eine ernsthafte Idee und kurze Zeit später begaben sich Nada Surf tatsächlich mit Louie Lino ins Studio. Covern für den guten Zweck, ohne pompöses Konzept und frei von der Leber weg. So spontan wie die Idee ein Album mit Coversongs zu produzieren, so intuitiv kam auch die Auswahl der zwölf auf der Platte vertretenen Stücke zu Stande. Die Setlist von "If I Had A Hi-Fi" folgt keinem großartigen Konzept, sondern spiegelt lediglich einige kurzweilige musikalische Vorlieben der drei New Yorker unmittelbar vor der Produktion wieder. So bietet das Album einen überraschend abwechslungsreichen Mix aus Hits von weltbekannten Künstlern wie Depeche Mode und Kate Bush, Liebhaber-Songs von Alternative-Größen wie den Go-Betweens, Spoon oder Arthur Russel und Stücken nahezu unbekannter Musiker wie den Spaniern Mecromina oder dem Songwriter Bill Fox.
Auch bei der Bearbeitung der Songs folgten Nada Surf lieber ihrem Bauchgefühl als einem ausgeklügelten musikalischen Plan. Die intuitive Arbeitsweise erweist sich dabei allerdings nicht in jedem der zwölf Fälle als optimal. Gut zu Gesicht stehen Nada Surf vor allen Dingen kurze, griffig-knackige Adaptionen, wie zum Beispiel ihr "Electrocution" von Billi Fox oder die Up-Tempo-Variante von Depeche Modes Überhit "Enjoy The Silence". Dabei glänzt das Trio weniger mit Tüfteleien als mit einer simplen Bearbeitung der Originale zu Gunsten eingängiger Satzgesänge. Die Nada-Surf-Spezialität eben: 60ies-Pop-Appeal zum Mit-Wippen. Als absoluter Stimmschmeichler Caws und heimliches Highlight der Platte entpuppt sich das ruhige, mit einer Spielzeit von einer Minute und vier Sekunden wahrscheinlich eher als Intro zum darauf folgenden "You Were So Warm" angedachte "Janine" von Elektroniklegende Arthur Russel. Weniger gelungen sind dem Trio dahingegen die Versuche, die heimischen Nada-Surf-Gefilde zwischen schrammelnder Harmonie-Gitarre, liebenswürdig schlageraffinem Bass und einmütig gedroschenem Schagzeug zu verlassen. Die Band wirkt unsicher, die Songs klingen übergestülpt. So endet sowohl Kate Bushs "No Anger" als auch "Evolucion" von Macromenia irgendwo in der Arrangement-Apokalypse zwischen Keyboards und Geigen, Halftime, Hall und Rimeshots. Mangels einer akkuraten Ausarbeitung fallen die New Yorker so auch bei ihrer Punkrock-Version von Moody Blues' "Question" eher mit klapprig-stolperndem Schüler-Band-Charme als der gewünschten Straightness auf.
Bei einigen Stücken scheitern Nada Surf schlicht weg daran, das Original nicht bis in den letzten Winkel ergründet und im Ganzen einverleibt zu haben und verlieren sich aus Unsicherheit in unnatürlichen Posen. In der Cover-Oberliga spielt die Band also nicht, dazu ist sie ihrem musikalischen Material zu sehr ausgeliefert. Passt ein Original per se zum locker-leicht Gesangs-betonten Pop, den das Trio auch im eigenen Songwriting nahezu perfekt handhabt, gelingt ihr ohne Probleme eine hörenswerte Version. Genre-fremde Stücke können die drei Musiker dahingegen nicht wirklich glaubwürdig in den Nada-Surf-Code umwandeln. Wirklich interessante musikalische Umgestaltungen kommen so nicht zustande, Caws und Co. setzen lieber auf eine sanfte Bearbeitungstechnik. "If I Had A Hi-Fi" ist an einigen stellen dennoch ein gelungenes Werk - nicht unbedingt für Cover-Cracks, wohl aber für alle Nada-Surf-Fans.