Kurzbeschreibung
Sinnlicher Trip vom Tropicalismo bis zum Dubstep: drittes Album des Brasilianers.
Als unorthodoxer Guide durch den Großstadtdschungel von São Paulo hat sich Luis Nakata Albuquerque als Curumin einen Namen gemacht. Sein drittes Werk ist eine sinnliche Reise durch viele Jahrzehnte brasilianischer Musikgeschichte vom Tropicalismo bis zum Dubstep. Zwischen Samba-Soul, Hip-Hop, Reggae, Electronica und Brasil-Roots überrascht der Soundzauberer mit warmer, atmosphärischer Grundstruktur und grandiosen, souligen Gesangsmelodien. Spacige Percussion-, Gitarren- und Bassarbeit runden das Klangbild ab, tanzbar ist das Ganze sowieso. Curumin legt Stopps beim träumerischen Brasilpop der frühen 70er ein, er zelebriert in abstrahierter Version den Baile Funk und zwischendurch wird es mal ganz cineastisch mit majestätischem Blech und anachronistischen Synthis oder gar unverblümt minimalistisch elektropoppig. Curumim ist das männliche Gegenstück zur Retro-Sci-Fi-Elfe Céu.
Rezension
Curumin liefert uns vor Brasiliens beiden kommenden sportlichen Großereignissen Olympia und Fußball-WM schon mal einen sehr schönen Rundumschlag, was die brasilianische Musik im 21. Jahrhundert leistet. Immer aus der Sicht einer Megametropole wie São Paulo. So klingt der moderne brasilianische Pop von dort. Der Mastermind weiß aber auch, daß Brasiliens Städte oft vor lauter Hektik ungenießbar sind. Und genau deshalb strebt er auf dem Album eine relaxte Grundstimmung an.
Jetzt kommen von Curumin 13 neue, wunderbare Tunes, von denen fast die Hälte nur so um die zwei Minuten lang sind. Und man ist beim Anhören total verblüfft über die Stilvielfalt: Da gibt's mal HipHop-Beats, mal eine Prise Dubstep, aber auch sehr viel gekonntes Songwriting mit souliger Stimme und zuweilen auch Sprechgesang. Auf einigen Tracks hört sich Curumin an, als hätte er die 70er Jahre selbst bewusst miterlebt. Aber er ist erst 1976 geboren, hat aber die alten brasilianischen Klassiker wie die Platten von Milton Nascimento bestimmt im Schrank seiner Eltern entdeckt.
Hinter dem Künstlernamen "Curumin" steckt ein Mann, den die Presse schon bei seinem vorigen Album als den "vielleicht visionärsten Samba-Künstler" gelobt hatte: Er heißt Luciano Nakata Albuquerque und hat sowohl spanische als auch japanische Wurzeln. Fans der Brasilianerin Céu kennen Curumin als deren Live-Schlagzeuger. Im Alter von acht Jahren gründete er seine erste Band. Später tauchte er dann ins Nachtleben von São Paulo ein und verfolgte nebenbei ein Psychologiestudium. Eigentlich strebt er sogar noch eine Karriere als Profifußballer an. Vielleicht wird er ja als Musiker für die Eröffnungsfeier der nächsten Olympischen Sommerspiele in Rio engagiert. Freuen wir uns am neuen Album und wünschen uns, daß Curumin schon im kommenden Jahr auf Festivals bei uns um die Ecke gebucht wird. Auf dem weltweiten Festivals hat er schon mit Größen wie Femi Kuti, Jorge Ben, Money Mark und Blackalicious zusammen gespielt.
(Stefan Müller) --WDR Funkhaus Europa